Médecins du Monde startet ein neues Projekt in der Schweiz: Das CASO eröffnet in Yverdon-les-Bains
© Cassandre Ossona de Mendez / MdM
Das CASO (Centre d'Accueil en Santé et Orientation – Aufnahmezentrum für Gesundheit und Orientierung) ist ein Pilotprojekt, bei dem jede Person, die sich dort meldet, eine kostenlose Beratung durch eine Pflegekraft in Anspruch nehmen und alle Fragen im Zusammenhang mit ihrer Gesundheit stellen kann.
Im CASO, das am 17. September 2024 eröffnet wurde , berät und pflegt das Pflegeteam die Patienten und leitet sie an die entsprechenden Stellen weiter. Ein/e Sozialarbeiter/in ist ebenfalls anwesend, um die Patienten bei der Beantragung von Gesundheitsleistungen zu unterstützen, z. B. bei der Beantragung von Ansprüchen bei Sozialdiensten oder Versicherungen. Das CASO ist vollständig für Zahnbehandlungen ausgestattet und bietet auch Sitzungen mit einer Dentalhygienikerin an, um die große Lücke im Zugang zur Mundgesundheit zu schließen.
„Die Idee hinter diesem Projekt ist sehr innovativ: Alle Menschen sollenkostenlosen Zugang zu einer Gesundheitsfachperson und zum Gesundheitsnetzwerk erhalten. Im schweizerischen Kontext ist dies eine Premiere auf Stadtebene, und die Ergebnisse des Projekts werden genau beobachtet. Der Umfang und die Art der Konsultationen werden natürlich ein wichtiges Element sein; diese Daten hängen von Faktoren wie dem Ort, der Kenntnis des Dienstes, der Unterstützung der Partner des Netzwerks bei der Überweisung der Patienten usw. ab. Die Nachhaltigkeit dieses Projekts wird also von ebenso vielen anderen Elementen abhängen, für die es noch zu früh ist, eine Bilanz zu ziehen“, Nicolas Mercier, Leiter des Schweizer Programms.
AUFNAHME ALLER PERSONEN, die Zugang zu Gesundheitsfürsorge benötigen
Unser Ansatz zielt in erster Linie darauf ab, den sozioökonomischen Barrieren entgegenzuwirken, die beim Zugang zu Gesundheitsversorgung und Gesundheit bestehen. Unsere Zielgruppe ist bewusst sehr breit angelegt, da wir uns bewusst sind, dass diese Barrieren nicht nur auf Bevölkerungsgruppen zutreffen, die gemeinhin als besonders gefährdet gelten. In der Schweiz verzichtet ein erheblicher Teil der Bevölkerung aus Geldmangel auf medizinische Versorgung, darunter viele Erwerbstätige, Studierende und Rentner/innen. Ohne die „niedrigschwelligeren“ Zielgruppen wie Obdachlose oder Suchtkranke in den Hintergrund zu drängen, möchte das Projekt alle Menschen ansprechen, für die die Kosten der Gesundheitsversorgung eine Herausforderung darstellen.
„Jeder, ohne Unterschied und unabhängig von seinem Status, wird im CASO willkommen geheißen. Die Situation der Personen, die sich vorstellen, wird analysiert, um gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten festzulegen, welche Wege weiterverfolgt werden müssen, um sie zu beantworten. Dieser Filter ist wichtig, um die Patienten zu referenzieren. Eine dauerhafte Betreuung und die Verbesserung der Gesundheit der Menschen setzt unweigerlich voraus, dass ihre Bedürfnisse, einschließlich der sozialen, umfassend berücksichtigt werden. Das CASO ist ein Dienst an vorderster Front mit dem Auftrag, die Leistungsempfänger zu begleiten und an das sozio-sanitäre Netz zu verweisen. Für jede Situation kann so eine Lösung in Betracht gezogen werden, unabhängig vom Profil der Menschen, die zu uns kommen.“ Nicolas Mercier, Leiter des Schweizer Programms.
EINE ARBEIT IN EINEM NETZWERK
Das CASO entstand auf Anfrage der Stadt Yverdon-les-Bains, die an Médecins du Monde herantrat, um nach dem Vorbild der Stiftung Point d’Eau Lausanne einen Ort der Gesundheitsversorgung für Menschen in prekären Lebenslagen einzurichten. Nach einer Bedarfsanalyse in der Region testet das CASO nun diese Leistungen und verfeinert die Empfehlungen, die der Stadt in einem Abschlussbericht vorgelegt werden.
Dieses Projekt, das von Médecins du Monde getragen wird, vereint mehrere Akteure aus den Bereichen Gesundheit und Sozialarbeit in der Region Nord vaudois. Seit seiner Konzeption konnten die verschiedenen Etappen mit Hilfe der Partner unter der Schirmherrschaft der Stadt Yverdon-les-Bains und mit den zuständigen kantonalen Behörden aufgebaut werden. Diese Zusammenarbeit mit dem Netzwerk ist wichtig, da sie eine lokalisierte Lesart gewährleistet und willkommene Reflexionen anregt. Das Projekt verfügt über eine wertvolle Partnerschaft mit dem medizinischen Bereitschaftsdienst der Etablissements Hospitaliers du Nord Vaudois (eHnv), die die medizinische Referenz des Projekts sicherstellen und dem Pflegeteam zur Verfügung stehen, um die Behandlung von Situationen zu erleichtern, die in den Bereich der medizinischen Kompetenzen fallen, und die Patientinnen und Patienten bei Bedarf an ihre eigene Sprechstunde zu verweisen. Das Pilotprojekt bietet somit ein Betreuungsmodell, das lokal in das Versorgungsnetz integriert ist, ohne dieses zu ersetzen.
So konnten aus operativer Sicht wichtige Partnerschaften entstehen, wie z. B. die mit dem Bereitschaftsdienst für Allgemeinmedizin. Andere Partnerschaften sind bereits beschlossen oder im Aufbau begriffen, wie z. B. mit der Jugendzahnklinik, die eine angemessene Behandlung des Materials ermöglicht, oder mit der Zentralapotheke für die Abgabe der Behandlungen. Es ist ein großes Glück, in den Anfängen eines Projekts wie diesem auf die Unterstützung dieser verschiedenen Institutionen zählen zu können, die durch ein gemeinsames Ziel im Dienste der Bevölkerung vereint sind. Diese unterschiedlichen Sichtweisen haben dazu beigetragen, das Projekt zu kalibrieren und unsere Hypothesen zu bereichern. Dies ist eine wesentliche Unterstützung und ein Modell, das es fortzuführen gilt.